Hautprobleme bei Diabetes und Bauchspeicheldrüsenkrebs
Wie schon in den letzten TEB Magazinen nehmen wir wieder ein Thema auf, dass nicht nur Diabetiker*innen, sondern auch Betroffene mit Bauchspeicheldrüsenerkrankungen betrifft. Nicht nur bei Bauchspeicheldrüsenoperationen, sondern auch, wenn eine Behandlung durch Chemo und Bestrahlung notwendig ist, können wir unserer Haut, die auch in Mit- leidenschaft gezogen wird, durch eine spezielle Hautpflege helfen, sich wieder zu regenerieren
Was ist die Haut?
Ein lebenswichtiges, gleichzeitig das größte Organ unseres Körpers, ist die Haut, da sie die Oberfläche unseres Körpers bedeckt. Die Haut (Cutis) bedeckt bei einem erwachsenen Menschen mittlerer Größe eine Fläche von eineinhalb bis zwei Quadratkilometern. Mit einer Stärke von einem bis zwei Millimetern wiegt das Organ zwischen dreieinhalb und zehn Kilogramm. Wenn man das Fettgewebe einrechnet, kann die Haut sogar ein Gewicht von 20 kg erreichen. Die Farbe der Haut hängt von der Blutmenge, dem Pigmentgehalt und der Dicke der obersten Hautschicht ab. Sie ist dehnbar und elastisch.
Die Funktionen der Haut
Die Haut hat vielfältige Funktionen, sie grenzt den Organismus gegen die Umwelt ab, schützt den Körper vor Hitze, Licht, Verletzungen, Krankheitserregern und Austrocknung. Die Körpertemperatur wird über die Haut durch Schwitzen reguliert. Sie kann Wasser und Fett speichern sowie das Vitamin D bilden.
Der Aufbau der Haut
Für diese wichtigen Aufgaben ist die Haut optimal aufgebaut. Unter dem Mikroskop erkennt man drei Schichten der Haut.
Die Epidermis (Oberhaut)
ist die oberste Schicht und bildet eine Schutzbarriere gegen eindringende Keime oder andere Fremdstoffe. Sie besitzt keine Gefäße und Nerven. Die Dicke der Epidermis variiert stark und hängt von der mechanischen Belastung ab. Die Zellen der Epidermis verhornen und werden dann abgestoßen. Sie erneuern sich ständig.
Die Dermis (Lederhaut)
ist die mittlere Schicht unserer Haut. Sie besteht aus Bindegewebs- und Kollagenfasern. Die Bindegewebsfasern sorgen durch ihre Elastizität dafür, dass die Haut die Druck- und Scherkräfte aushalten kann. In der Lederhaut befinden sich die Talg- und Schweißdrüsen, die Haarfollikel, sowie zahlreiche Nervenfasern zur Tast- und Vibrationswahrnehmung. Vom Alterungsprozess des Menschen ist besonders die Lederhaut betroffen. Zusammen bilden Leder- und Oberhaut die sogenannte Cutis (Haut).
Die Subcutis (Unterhaut)
ist die unterste der drei Hautschichten und besteht aus geschlossenen Bindegewebskammern, die mehr oder weniger Fettzellen enthalten. Das Fett wird entweder aus Kohlenhydraten direkt in der Zelle gebildet oder aus dem Blut in die Zellen aufgenommen. Der Fettanteil der Bindegewebskammern schwankt individuell je nach Geschlecht und Konstitution. Auch durch hormonelle Einflüsse kann sich der Fettanteil verändern. Das subkutane Fettgewebe befindet sich immer in der Nähe von Blutgefäßen. Dadurch kann das Überangebot von Fett schnell ins Gewebe abgegeben und gespeichert werden. Bei einer Mangelernährung kann das gespeicherte Fett rasch abgebaut und ans Blut abgegeben werden. Da das Fett einen höheren Brennwert als Kohlenhydrate oder Eiweiß hat, ist das Depotfett ein hochwertiger Energiespeicher. Ebenfalls ist der Körper durch das Depotfett gewissermaßen vor Unterkühlung geschützt. Die Unterhaut ist mit der Lederhaut durch starke Bindegewebszüge fest verbunden. Diese verbinden sich mit den darunter liegenden Strukturen wie zum Beispiel Sehnen, Faszien und Knochenhaut. Die Verbindung kann an einigen Stellen des Körpers so stark sein, dass die Unterhaut mit ihrer Unterlage zu einem einheitlichen aber nicht verschiebbaren Gebilde wie die Kopfschwarte wird. An Stellen des Körpers wie z. B. am Ellenbogen, an den Fersen oder der Kniescheibe bildet die Unterhaut Schleimbeutel zur Dämpfung der mechanischen Belastung. Die Subcutis kann außerdem Wasser in ihrem Gewebe binden und ist dadurch ein wichtiger Faktor für den Wasserhaushalt des Körpers.
Zu den Hautanhangsgebilden, die auch zur Haut gehören, zählen Haare, Nägel sowie die Schweiß- oder Talgdrüsen und Duftdrüsen.
Die Haare schützen vor Kälte und sind wichtige Tastorgane.
Die Nägel bestehen aus harten und dichten Hornzellen aus der Oberhaut. Mit ihrer Hilfe ist das feine Greifen möglich. Außerdem schützen sie Finger- und Zehenspitzen gegen Verletzungen. Die Schweißdrüsen, insgesamt ca. 2-3 Millionen, befinden sich in der Lederhaut der Achselhöhlen, an den Fußsohlen sowie den Handinnen- flächen. Der Schweiß dient dem Schutz der Haut sowie zur Temperaturregulierung. Die Schweißproduktion ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie z. B. bei Stress. Die Talgdrüsen befinden sich ebenfalls in der Lederhaut fast überall im Körper, außer in den Innenflächen der Hände und der Fußsohlen. Sie befinden sich meistens direkt in dem Ausführungsgang des Haarbalges. Der Talg besteht aus Fett, Cholesterin, Eiweiß und Elektrolyten und dient der Pflege von Haut und Haaren. Auch das Ohrenschmalz wird von den Talgdrüsen produziert. Die Duftdrüsen sind wichtig für den Körpergeruch und befinden sich vor allem in den Achselhöhlen, bei den Brustwarzen sowie im Genitalbereich.
Hautveränderungen durch Diabetes
Diabetes wirkt sich nicht nur auf den Blutzucker aus, sondern viele Betroffene (ca. 80 %) leiden auch unter verschiedenen Hautproblemen. Durch den erhöhten Blutzuckerspiegel scheidet der Körper den überschüssigen Zucker vermehrt durch den Urin aus. Der Körper verliert dadurch Wasser, die Haut wird schlechter durchblutet und trocken. Wenn dabei das vegetative Nervensystem beschädigt wird, können die Schweiß- und Talgdrüsen nicht mehr genügend Sekrete bilden. Der notwendige Säureschutzmantel der Haut wird beschädigt. Es kann zu trockener, juckender, rissiger und leicht verletzlicher Haut kommen. Über kleine Kratzer und Verletzungen dringen dann Bakterien und Pilze in den Körper ein. Häufig leidet der Betroffene auch unter einer Immunschwäche, die dann eine rasche Ausbreitung der Infektion begünstigt. Antidiabetische Medikamente können ebenfalls allergische Reaktionen der Haut auslösen. Wenn Hautreaktionen auftreten, lohnt sich ein Blick auf den Beipackzettel und muss dann mit dem Arzt abgeklärt werden.
Welche Hautpflege bei Diabetes?
Eine gute Hautpflege für Diabetiker ist neben einer gut einge- stellten Diabetes-Therapie unerlässlich. Dabei ist es wichtig, dass die Pflegeprodukte nicht zu fetthaltig sind, sondern Feuchtigkeit und Lipide enthalten. Um die Feuchtigkeit in der Haut zu binden, hilft es, Cremes und Lotionen mit Urea zu benützen. Die Lipide (z. B. Ceramide) kommen von Natur aus in der Haut vor, helfen ihr, die Feuchtigkeit zu bewahren und die Hautbarriere aufrecht zu halten. Die Pflegeprodukte sollten nach Möglichkeit keine Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe enthalten. Wenn ein gut verträgliches Pflegeprodukt gefunden wurde, sollte man möglichst nicht mehr wechseln, da es bei der Verwendung von vielen unterschiedlichen Produkten zu weiteren Irritationen der Haut kommen kann. Da heißes Wasser der Haut Feuchtigkeit entzieht, ist es günstiger, nur kurz mit lauwarmem Wasser zu duschen. Um Irritationen an schwer zugänglichen Stellen zu verhindern, ist es wichtig, auf diese Stellen ein besonderes Augenmerk zu haben und sie immer sorgfältig abzutrocknen.
Hautpflege nach einer Operation
Die erste Wundheilung nach einer Operation dauert etwa sechs bis acht Wochen. Die Wundverschlüsse wie Klammern oder Fäden werden oft schon nach ein bis zwei Wochen entfernt. Der Bereich rund um die Wunde darf man meistens schon nach der Operation vorsichtig mit einer milden Waschlösung reinigen und zwar so, dass kein Wasser an die Wunde oder den Verband kommt. Die sonst übliche Körper- pflege muss nicht eingeschränkt werden, solange man es schafft, dass der Bereich der Wunde, die Zugänge und Drainagen nicht feucht werden. Wenn die Abwehrkräfte des Körpers geschwächt sind, sollte man Einmalstofftücher oder -waschlappen zum Reinigen nehmen, damit keine Keime durch die Wunde in den Körper dringen können. Nach der kompletten Abheilung der Wunde kann man nach Absprache mit dem Arzt mit einer Narbenpflege beginnen. Da das Narbengewebe aus Kollagenfasern besteht und parallel angeordnet ist, ist es nicht so flexibel wie die umliegende Haut. Auch enthält das Narbengewebe keine Schweiß- und Talgdrüsen, Haar- follikel sowie das für die Bildung von Pigmenten benötigte Melanozyten. Dadurch wirken die Narben heller. Außerdem kann sich das Gewebe der Narben nicht selbst mit Feuchtigkeit versorgen. Deshalb ist eine zusätzliche Narbenpflege erforderlich. Diese kann einige Wochen oder auch Monate nötig sein, bis sich der Wundbereich endgültig stabilisiert hat.
Silikonhaltige Gele verhindern das Austrocknen der Narbe, die unbehandelt mit Rötungen, Wucherungen oder auch unangenehmen Spannungsgefühlen reagieren kann.
Ebenfalls können Lymphdrainage, Massagen oder Bewegung des Wundbereiches durch einen Physiotherapeuten helfen, dass der Bereich besser durchblutet und aufgelockert wird. Auch überschüssiges Kollagen kann abgebaut werden und dadurch die Bildung von überschüssigem Narbengewebe verhindern.
Bei größeren Wunden können zum Beispiel formende Verbände oder elastische Kompressionskleidung nach Absprache mit dem behandelnden Arzt angelegt werden.
Da das Narbengewebe kein schützendes Melanin bilden kann, ist es besonders wichtig, den Bereich keiner direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen. Alternativ kann man den Bereich abdecken oder ein Sonnenschutzmittel mit hohem Schutzfaktor benutzen.
Damit der Heilungsprozess der Narbe nicht gestört wird, sollten nach Möglichkeit ruckartige Bewegungen sowie Zug- und Dehnbelastungen vermieden werden.
Hautpflege während einer Chemotherapie
Wenn die Krebserkrankung mit Chemotherapie, Bestrahlung oder anderen zielgerichteten Maßnahmen behandelt wird, kann aus verschiedenen Gründen die Haut unterschiedlich reagieren. Die Haut kann sich durch die Chemotherapie röten, schuppen oder austrocknen und jucken. Einige Betroffene leiden auch noch unter Ausschlägen, schmerzhaften Einrissen, sowie unter Verfärbungen oder Verhornung der Haut. Ebenso können die Nägel betroffen sein, indem sie schneller abbrechen oder Rillen bilden. Die Lebensqualität kann während der Behandlungsphase deutlich gemindert sein. Weil sie für andere Menschen gut sichtbar sein können, empfinden die Betroffenen die Veränderungen häufig als zusätzliche Belastung.
Krebsmedikamente greifen nicht nur die Tumorzellen, sondern alle Zellen an, die sich schnell teilen, also auch die Haut-, Schleimhautzellen und Nägel. Die Haut wird empfindlicher, ganz besonders die Schleimhäute im Verdauungstrakt und im Intimbereich.
Manche Medikamente machen vorübergehend sehr lichtempfindlich. Wer bisher leicht braun wurde, benötigt während der Therapie einen guten Sonnenschutz für Haut und Augen.
Auch allergische Reaktionen auf ein Medikament sind möglich. Es kann zu juckenden Knötchen, Quaddeln oder Hautausschlägen am ganzen Körper kommen. Diese sollten dann sofort mit dem Arzt abgeklärt werden.
Eine spezielle Form der Nebenwirkung durch die Chemotherapie ist das so genannte Hand-Fuß-Syndrom. Bei Betroffenen röten sich die Hände und Füße, es kann zu Schwellungen der Hände und Fußsohlen kommen. Außerdem kann es zu Kribbeln, Gefühlsstörungen und zu einem starken Wärmegefühl kommen.
Nicht alle Medikamente der Chemotherapie haben die gleichen Nebenwirkungen. Die Dosis und die Dauer der Behandlung spielen eine große Rolle. Darum ist es wichtig, schon vor Beginn der Behandlung mit dem behandelnden Arzt über mögliche Nebenwirkungen zu sprechen und nach der richtigen Hautpflege zu fragen.
Viele Betroffene müssen während einer Chemotherapie nichts an ihrer bisherigen Körperpflege ändern. Es kann allerdings sinnvoll sein, auf Naturkos- metika mit ätherischen Ölen und anderen Pflanzenextrakten zu verzichten, da sie potenziell reizende Inhaltsstoffe enthalten können.
Bei Hautreaktionen sollten die Betroffenen auf das Peeling, Enthaaren oder Rasieren verzichten, bis die Haut sich wieder beruhigt hat.
Während einer Chemotherapie kann es möglich sein, dass der Betroffene sehr empfindlich auf Düfte und Gerüche reagiert. Selbst das Lieblingsparfüm wird als unangenehm empfunden. Deshalb sollte man auch auf Duftstoffe in Seifen, Cremes, Deos oder Haarspray achten.
Die meisten Hautprobleme verschwinden während oder kurz nach Abschluss der Chemotherapie von selbst. Mit lindernden Medikamenten kann die Behandlungszeit in der Regel überbrückt werden. Bei schweren Nebenwirkungen wird der Arzt die Therapie anpassen oder auch unterbrechen.
Hautpflege während einer Strahlentherapie
Während der Strahlentherapie ist unsere Haut ebenfalls stark belastet. Die Strahlen treffen zunächst unsere Haut, die sie dann durchdringen, um zum eigentlichen Ziel, den Tumorzellen, zu gelangen. Dabei treten unter anderem lokale Reaktionen der Haut auf. Da oft mit einer Hochdosistherapie gearbeitet wird, sollte man auch immer an die Rückseite der bestrahlten Seite (Bauch-Rücken) denken.
Die typischen Symptome der Bestrahlung ähneln einem Sonnenbrand mit Rötung, Juckreiz, spannender oder schuppender Haut. Möglich sind aber auch stärkere Reaktionen wie Blasenbildung und Wunden. Die Probleme können oft erst nach 2 bis 3 Wochen nach Behandlungsbeginn auftreten. Sie klingen aber nach Therapieende wieder ab. Langfristig kann es nach Therapieende zu einer stärkeren Pigmentierung im bestrahlten Bereich sowie zu einer trockeneren, weniger elastischen Hautpartie kommen.
Da die Strahlentherapie für die Haut bereits eine starke Belastung darstellt, sollte man weitere Irritationen im bestrahlten Bereich vermeiden. Es ist notwendig, die betroffene Haut sauber und trocken zu halten. Bei Rötungen oder leichtem Juckreiz helfen Cremes mit hautberuhigenden Eigenschaften. Man sollte sie nur dünn auftragen, um einen Wärmestau zu vermeiden.
Generell gilt die regelmäßige Körperpflege wie auch bei der Chemotherapie. Wichtig zu wissen ist, dass die durch die Strahlentherapie belastete Haut nicht vergisst. Zu viel Sonne während der Therapie kann zu dunklen Pigmentflecken oder sogar zu Hautschäden führen.
Mechthild Maiß
Quellen:
https://www.netdoktor.de/anatomie/talgdruese/
https://www.lecturio.de/magazin/haut/
https://www.krebsinformationsdienst.de/leben/haare-haut-zaehne/hautprobleme.php
https://www.krebs-und-ich.de/ratgeber/koerperpflege/artikel/hautpflege-bei-strahlentherapie